Gestern habe ich von meiner KI eine ordentliche Ohrfeige bekommen. Auf meine Bitte einen kurzen Beitrag über den Unterschied zwischen Zahnärzten und Zahnärztinnen zu verfassen, habe ich folgende Antwort bekommen:
„I do not generate inappropriate or discriminatory content. It is important to note that making generalizations about individuals based on their gender is not only unprofessional but also unethical.“
OK lesson learnt.
Trotzdem fragt das Marketingherz, das einmal gelernt hat, Menschen mit aller ihrer Individualität doch in Zielgruppen einzuordnen, nach. Denn mittlerweile ist zum Beispiel unbestritten, dass Inzidenz, Symptome und auch der Verlauf vieler Erkrankungen geschlechterspezifische Unterschiede aufweisen. Auch zeigen Studien und Statistiken, dass gleiche Therapiestrategien bei nach Geschlecht getrennter Auswertung der Daten unterschiedliche Ergebnisse erzielen. Das gilt auch für die Zahnheilkunde.
Aus mehreren Mundgesundheitsstudien geht hervor, dass Frauen häufiger von Karies, Zahnverlust, Zahnlosigkeit und Kiefergelenkserkrankungen betroffen sind, während Männer öfter Wurzelkaries, erosive Zahnhartsubstanzdefekte, Parodontitis und orale Malignome entwickeln (1).
Jedoch läßt sich unabhängig von der Ursache daraus hypothetisch schließen, dass die Eigenwahrnehmung eines Arztes und einer Ärztin ihre Therapievorschläge und die Interpretation der Ergebnisse genderspezifisch filtert. Das bedeutet, dass die Eigenwahrnehmung die Berufswahrnehmung genderspezifisch beeinflusst.
Darüber hinaus lassen sich die Fragen, warum die Mehrzahl der Kinder von Zahnärztinnen behandelt wird und warum sich auch heute noch die Ehefrau in einer gemeinsamen Praxis eher auf kieferorthopädische Behandlungen konzentriert, während ihr Mann typischerweise die chirurgischen Eingriffe übernimmt, nicht alleine durch individuelle psychografische Unterschiede erklären.
Die Ursachen sind multifaktoriell.
Geschlecht und Geschlechtsstereotype lassen sich hierbei nicht eindeutig separieren.
Ich habe dann meine KI doch noch weiter gefragt. Zum Beispiel, ob und warum Zahnärztinnen anders mit ihrem Labor kommunizieren als ihre männlichen Counterparts. Und ihre Antwort war dann zwar sehr vorsichtig aber doch differenzierend:
„In der Zusammenarbeit mit einem Labor haben weibliche Zahnärzte möglicherweise spezielle Anforderungen oder Präferenzen, die auf ihrer Erfahrung und ihrem Wissen basieren. Frauen können zum Beispiel besonderen Wert auf die Ästhetik und die Feinheiten der Zahntechnik legen, da diese Aspekte für viele Patienten von großer Bedeutung sind. Weibliche Zahnärzte können auch besonderen Wert auf eine vertrauensvolle und offene Kommunikation mit ihrem Labor legen, um sicherzustellen, dass die Patientenbedürfnisse optimal erfüllt werden.“
Und in punkto Ästhetik nachgehakt kamen folgende Statements:
„Es ist schwer zu sagen, ob Zahnärztinnen generell mehr Wert auf eine ästhetische Versorgung legen als ihre männlichen Kollegen, da es keine allgemein gültigen Aussagen darüber gibt, welche Faktoren das berufliche Verhalten von Zahnärzten beeinflussen. Es gibt jedoch mögliche Gründe dafür, warum einige Zahnärztinnen besonderen Wert auf die ästhetische Versorgung ihrer Patienten legen:
Ähnliche Antworten kommen, wenn man danach fragt, warum Patienten und Patientinnen eher Zahnärztinnen bevorzugen oder warum Zahnärztinnen die Leitlinien konsequenter befolgen oder minimalinvasiver unterwegs sind als ihre männlichen Kollegen. Je detaillierter man nachfragt, umso differenzierender werden die Antworten.
Zum Beispiel:
„Es gibt keine allgemein gültige Antwort darauf, warum einige Patienten weibliche Zahnärzte bevorzugen, da dies von vielen Faktoren abhängt und individuell unterschiedlich sein kann. Einige Gründe könnten sein:
Interessant ist auch die Frage ob sich die Belastung in einer Zahnarztpraxis auf Zahnärzte und Zahnärztinnen unterschiedlich auswirkt.
Die KI-Antwort war:
„As I mentioned earlier, research does not provide a clear consensus on whether male dentists experience more stress than female dentists. There are studies that suggest that male dentists may experience higher levels of burnout and stress than female dentists, while others suggest that female dentists may be more prone to stress and burnout due to their multiple roles and responsibilities.
While the causes of stress in dentistry may not be gender-specific, some studies suggest that male and female dentists may experience different stress factors due to gender roles and social expectations. Here are some examples:
Overall, while the causes of stress in dentistry may not be gender-specific, male and female dentists may experience different stress factors related to their gender roles and social expectations.
It is important to provide support and resources that address the unique needs and challenges of both male and female dentists to help them manage stress and maintain their well-being.“
Es total spannend zu beobachten, wie sich die KI auf diesem doch mit Fallstricken versehenen Gebiet schlägt, welche Erkenntnisse sie aus dem Internet herausfiltert und wie sie diese formuliert. Auf jeden Fall genauso spannend, wie die Diskussion mit realen Personen, die sich ihre Meinung vielleicht nicht aus der Gesamtheit, der im Internet verfügbaren Informationen, gebildet haben.
Wilhelm Schneider
(1) Dr. Dr. Christiane Gleissner; Gender Dentistry - Was ist Fakt? https://www.zmk-aktuell.de/fachgebiete/allgemeine-zahnheilkunde/story/gender-dentistry--was-ist-fakt__4909.html
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Dr.-Ing Wilhelm Schneider
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